Herausgegeben von Isabella Schwentner und Konstanze Fliedl
unter Mitarbeit von Ingo Börner, Teresa Klestorfer, Anna Lindner, Evelyne
Polt-Heinzl
und Marina Rauchenbacher
Arthur Schnitzlers einaktiges Versdrama Paracelsus, entstanden
1894–1898, spielt im Basel des 16. Jahrhunderts. Paracelsus’
historischer Konflikt mit den Basler Doktoren spiegelt die für
Schnitzler aktuelle
Divergenz zwischen den Entdeckungen von Sigmund Freud und der
konventionellen Wiener Schulmedizin. Mit dem Modell einer Hypnose,
die verborgene Wünsche sowohl aufdeckt als auch suggeriert, wird
eine hochambivalente
Therapievariante vorgestellt, die sowohl den Narzissmus des
behandelnden Arztes als auch das Begehren der Patientin bedient. Der
dreizehnte Band der historisch-kritischen Ausgabe präsentiert das
gesamte
nachgelassene Material. Die erste Niederschrift, in der Paracelsus’
persönlicher Gegner noch ein Musiker ist, unterscheidet sich dabei
vor allem in der Figurencharakterisierung und Handlungsmotivation
von
der zweiten, in der das ärztliche Genie und ein spießiger Handwerker
aufeinandertreffen. Schnitzler verlegt das ‚Künstlertum‘ zwar vom
Musischen ins Medizinische, lässt aber auch massive Kritik an der
vermeintlichen
Allmacht des Heilkünstlers zu.
Neben der
Dokumentation der Entstehungs- und Druckgeschichte bietet die
Edition die faksimilierten Handschriften samt Transkription, einen
kritisch
geprüften Drucktext nach dem Erstdruck mit einem Variantenapparat
sowie einen Kommentar.
Schnitzler, Arthur: Paracelsus. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. v. Isabella Schwentner und Konstanze Fliedl unter Mitarbeit von Ingo Börner, Teresa Klestorfer, Anna Lindner, Evelyne Polt-Heinzl und Marina Rauchenbacher. Berlin und Boston: de Gruyter 2021.
ISBN: 978-3-11-071104-2